Karma Tengyal Ling

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Die Geschichte der buddhistischen Gemeinschaft Karma Tengyal Ling

In den Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts trafen sich in Berlin und anderen deutschen Städten Menschen, um Meditationen der tibetischen buddhistischen Traditionen zu lernen. Viele berühmte Lehrer wurden eingeladen, um Unterweisungen zu geben. So traf im Jahr 1977 auch das Oberhaupt der Karma-Kagyü-Schule, der 16. Karmapa, in West-Berlin ein. Schon 1976 hatte er dem Zentrum in Berlin die Namensurkunde „Karma Tengyal Ling“ überbringen lassen („Karma“ bedeutet hier Buddhaaktivität, „Ten“ lehren, „Gyal“ siegreich und „Ling“ Insel oder Ort). Im Jahr 1984 wurde der gleichnamige Verein mit dem Ziel gegründet, einen geeigneten Platz für die Übertragung der gesamten buddhistischen Lehre und speziell der Methoden der Karma-Kagyü-Tradition zu schaffen. Anfangs wurde in Berlin ein Laden angemietet, darin entstand ein provisorischer Schreinraum mit verschiedenen Buddhastatuen, Texten, Ritualgegenständen und Musikinstrumenten, eine kleine Bibliothek, ein Teeraum und ein Büro. Im Jahr 1992 konnte ein geeignetes Anwesen in Stechlin-Menz, OT Ludwigshorst, gekauft werden.

2014 äußerte der 17. Karmapa den Wunsch, den „Platz des 16. Karmapas“, das Karma Tengyal Ling zu besuchen. Im September 2015 besuchte der 17. Karmapa schließlich das Karma Tengyal Ling und konnte mehrere Stunden dort verbringen.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Günter Denk verwendet

S.H. der 17. Karmapa besucht das Buddhistische Institut Karma Tengyal Ling

Ursprünglich veröffentlicht von http://kagyuoffice.org/the-commonality-of-human-beings-17th-karmapa-visits-karma-tengyal-ling

Die Gemeinsamkeit der Menschen

05. September 2015, Stechlin-Menz, Deutschland

Noch vor seiner ersten Reise nach Europa im Mai 2014 äußerte der 17. Karmapa Ogyen Trinley Dorje den Wunsch, die Arbeit, welche sein Vorgänger, der 16. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje begonnen hatte, fortzusetzen. Am Freitag, während seiner zweiten Reise nach Europa, war der Karmapa dann endlich in der Lage, das buddhistische Karma-Kagyü-Zentrum „Karma Tengyal Ling“ zu besuchen und mehrere Stunden dort zu verbringen. Das Zentrum liegt 70 km nordwestlich von Berlin und erhielt seinen Namen 1977 vom 16. Karmapa. (Anm. d. Übers.: laut Urkunde war dies im Jahr 1976). Der 17. Karmapa hörte zum ersten Mal von dem Zentrum, als er noch ein kleiner Junge in Tibet war.

Zuerst besuchte er Mitglieder und Unterstützer im Schreinraum und bekam dann eine Führung über das Grundstück bevor er sich an einem extra zubereiteten Mittagessen erfreute. Es gab einen humorvollen Moment, als er den Thron bestieg und wegen der niedrigen Decke sein Kopf den Schirm über sich berührte.

Der Karmapa lachte, setzte sich hin und begann die Gebete zu anzuführen. Horst Brumm, der Direktor und Gründer des Karma Tengyal Ling begrüßte ihn und übergab ihm formal das Zentrum: „Dieses Zentrum ist Ihr Zentrum und wir tun, was Sie von uns wünschen“ erklärte Horst. „Wir haben darauf gewartet, dass Sie kommen, um diesen Ort zu übernehmen.“ Im Gegenzug schenkte Seine Heiligkeit dem Karma Tengyal Ling ein signiertes Thangka von Buddha Shakyamuni. (Anm. d. Übers.: der Gründer des Zentrums war nicht Horst Brumm, sondern S.H. der 16. Karmapa).

Während der darauf folgenden Zeremonie mit Tee und süßem Reis sprach und scherzte der Karmapa mit den Menschen um sich herum. Er erkundigte sich nach der einheimischen Tierwelt. Ihm wurde berichtet, dass es Rehe, Wildschweine, Hasen, Falken, Kraniche und viele Mäuse gäbe. Er fragte auch nach der Drohne, die über dem Zentrum geflogen war, als er ankam. Später überrascht er alle, als er die Drohne selber flog und sie geschickt über die Bäume und Gebäude steuerte und schließlich fachgerecht wieder landete. In einer kurzen Ansprache an die Mitglieder und Unterstützer des Zentrums sprach Seine Heiligkeit vorbehaltlos über seine Zuversicht, dass „dies ein Platz sein wird, an dem der Dharma gedeihen wird, da der 16. Karmapa den Namen für dieses Zentrum mit seinen allerbesten Absichten gegeben hatte: dies wird ein Ort sein, an dem der Dharma erblüht“. Er lobte auch Horst Brumm und Brigitte König für ihr Engagement für das Zentrum seit mehr als dreißig Jahren.

„Der Ort erinnert mich so sehr an Tibet“ sagte er „und ich möchte mich herzlich bei den beiden Menschen bedanken, welche sich ungeachtet so vieler Schwierigkeiten mit anderen über so viele Jahre um diesen Platz gekümmert haben. Es ist mein Bestreben, dass wir in der Lage sein werden, dieses Zentrum außerordentlich zu verbessern und dieses Zentrum zu etwas Großartigem zu entwickeln... so dass wir hier eine Menge guter Dinge tun können.“

Anschließend ging der Karmapa in einem ausgewählten Rundgang über den Ort, an dem die beabsichtigte neue Anlage gebaut werden soll: um die Gebäude, durch einen Bereich mit Bäumen und über eine großes, frisch abgeerntetes Feld durch ein anderes Waldgebiet, in den Garten und schließlich in das Haupthaus, welches nach und nach renoviert wird. Das Karma Tengyal Ling hat sogar noch zusätzliches Land erworben und wird schließlich fast 200 Hektar umfassen. (Anm. d. Übers.: es werden nicht 200 ha, sondern etwa 20 ha, umgerechnet 200.000 qm sein)

Nach einem besonderen Mittagessen, welches von tibetischen Freiwilligen und einem Catering-Service vorbereitet worden war, betrat Seine Heiligkeit wieder den Schreinraum. Dort traf er die Menschen der lokalen Umgebung, welche es Horst möglich gemacht hatten das Land zu kaufen und das buddhistische Zentrum zu errichten (Anm. d. Übers.: das Land wurde nicht von Horst, sondern vom Verein gekauft).

Der Karmapa begann: „Die Vision des 16. Karmapa war es, dass diese gesamte Region Frieden und Wohlergehen erfährt. Er wünschte sich, dass die Menschen in dieser Gegend in Harmonie miteinander leben.“

„Obwohl wir verschiedene religiöse Erziehungen und einen anderen kulturellen Hintergrund mitbringen, sind wir hier doch in einer Atmosphäre der Übereinstimmung, Freundschaft und Harmonie zusammengekommen“ bemerkte er „und wenn wir unsere vielen Unterschiede berücksichtigen, dann hat diese gegenseitige Zuneigung ein noch größeres Gewicht. Da das 21. Jahrhundert das „Informationszeitalter“ ist, gibt es einen umfangreichen Austausch von Wissen über die Kulturen anderer Menschen und über religiöse Anschauungen.“

„Ich glaube, dass jetzt der Augenblick und die Zeit ist, in der wir alle die Chance haben uns gegenseitig kennenzulernen und zu lernen, uns auf einer persönlichen Ebene zu respektieren“ fuhr der Karmapa fort. „Der wesentliche Punkt hierbei jedoch ist, dass dies nicht von unseren Unterschieden abhängt, sondern von unserer gemeinsamen Menschlichkeit. Wir sind alle auf vielerlei Art und Weise und in vielen Gesichtspunkten verschieden voneinander“ räumte er ein, „aber im Grunde sind wir alle gleich: Wir sehnen uns alle nach Glück und Wohlbefinden und wir wollen alle Schmerz und Leiden vermeiden. Auf einer grundlegenden Ebene sind wir alle einfach Menschen auf diesem Planeten. In dieser Hinsicht sind wir gleich. Wir stehen einfach alle auf dem gleichen gemeinsamen Boden.“ Seine Heiligkeit fuhr fort: „Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, sich daran zu erinnern. Insbesondere heutzutage, wenn die Welt mit Problemen zu kämpfen hat, mit allen Arten von Konflikten, wenn viele Menschen leiden und durch schwere Zeiten gehen, dann scheint es sogar noch dringlicher, dass wir lernen zusammenzuarbeiten. Wir müssen auf diesem gemeinsamen Boden zusammenarbeiten und uns darin engagieren für andere Lebewesen auf diesem Planeten zu sorgen und ihnen zu helfen.“

Schließlich bedankte sich Seine Heiligkeit bei den Menschen vor Ort für ihre langjährige Unterstützung, Hilfe und Ermutigung für das Karma Tengyal Ling und entschuldigte sich dann: „Ich kann jetzt nicht mehr so viel sprechen. Ich muss wohl zu viel zu Mittag gegessen haben.“ Alle lachten und applaudierten. Er ging dann zurück zum Haupthaus, um mit den Vorstandsmitgliedern Pläne für die Zukunft zu besprechen.

Die Geschichte des Zentrums zeigt ein außergewöhnliches Zusammentreffen von Ursachen und Bedingungen sowie Ausdauer und Entschlossenheit derer, welche die Vision eines buddhistischen Zentrums in Berlin hatten.

Die Geschichte begann 1976, als der 16. Karmapa den Namen „Karma Tengyal Ling“ für ein zukünftiges buddhistisches Zentrum in Berlin niederschrieb. Eine Geschichte erzählt, wie der 16. Karmapa damals voraussagte, dass es ein blühendes Dharma-Zentrum „in der deutschen Hauptstadt Berlin“ geben würde.
Bild mit freundlicher Genehmigung von Filip Wolak verwendet.

Der 16. Karmapa wurde korrigiert, dass doch zu dieser Zeit Bonn die Hauptstadt sei. Im folgenden Jahr 1977, während eines kurzen Besuches mit dem 3. Jamgön Kongtrul Rinpoche in Berlin übergab er das Schriftstück an eine kleine Gruppe von Praktizierenden und hinterließ seinen Dorje und seine Glocke als Samen für das Gedeihen des Zentrums.

(Anm. d. Übers.: Der 16. Karmapa übergab keine Glocke und Dorje, dies ist nur ein Gerücht. Er übergab Bilder. Laut Aussagen verschiedener Rinpoches wie dem 3. Jamgon Kongtrul Rinpoche, Tai Situ Rinpoche, Tenga Rinpoche, Khenpo Tsultrim Gyamtso Rinpoche und Akong Rinpoche sagte er, dass ein blühendes Dharma-Zentrum „in der Nähe der Hauptstadt Berlin“ entstehen wird. Nachdem der 16. Karmapa korrigiert wurde, dass zu der Zeit doch Bonn die Hauptstadt Deutschlands sei, wiederholte der 16. Karmapa, dass das Dharma-Zentrum „in der Nähe der Hauptstadt Berlin“ entstehen wird.)

Damals trafen sich die Mitglieder in ihren Wohnungen. Im Jahr 1983 war die Gruppe jedoch in der Lage in gemietete Räume in der vierten Etage einer Fabrik zu ziehen, welche sie sich mit einer Gruppe von Musikern teilten. Das Zentrum wurde damit zum ersten tibetisch-buddhistischen Zentrum in Berlin. Brigitte König, zweitältestes Mitglied in der Gemeinschaft erinnert sich: „Es war sehr schwierig beim Klang der Rockmusik zu meditieren!“ Im Jahr 1984 waren sie in der Lage in ihre eigenen Räume zu ziehen. Aber es war erst viel später, im Jahr 1989, nach der Wiedervereinigung Deutschlands, als das ehemalige DDR-Staatseigentum auf dem Markt zu erschwinglichen Preisen angeboten wurde, dass sie in der Lage waren Land zu kaufen. Das Anwesen, auf welchem sich das Zentrum jetzt befindet, war einst ein Gutshof. Im Jahr 1945 wurde es jedoch in ein Ferienhaus für die Kinder von Fabrikarbeitern umgewandelt. (Anm. d. Übers.: in den Nachkriegsjahren wurde der ehemalige Gutshof erst von Flüchtlingsfamilien bewohnt. Das Kinderferienlager entstand dann im Jahr 1966). Folglich gab es bereits Gebäude auf dem Anwesen, welche für Unterkünfte und einen Schreinraum genutzt werden konnten. Das Grundstück ist Teil eines Naturschutzgebietes und normalerweise würde dort keine Baugenehmigung erteilt werden, aber die Tatsache, dass Gebäude bereits vorhanden waren, machte es einfacher. Es gab mehrere Interessenten für das Land und so mussten auch die Dorfbewohner davon überzeugt werden, dass Buddhisten angemessene Eigentümer sein würden. Im Jahr 1992 fand im ehemaligen Ost-Berlin der „Buddhistische Weltkongress" statt. Plötzlich wurde der Buddhismus über Deutschland hinweg akzeptiert und respektiert, so dass die Zweifel der lokalen Bevölkerung beruhigt wurden und die Dorfbewohner die Buddhisten auf dem Anwesen begrüßten. Seit damals hat, dank des Einsatzes von Horst Brumm und Brigitte König, das Zentrum dann langsam Gestalt angenommen.

(Anm. d. Übers.: Es handelte sich nicht um „Rockmusik“, sondern um indonesische Gamelan Musik.)

Als es für den 17. Karmapa wieder Zeit wurde den Platz zu verlassen, säumten Menschen den Weg um ihm zu zu winken und das Auto Seiner Heiligkeit nahm seinen Weg über den Feldweg zum zwei Kilometer entfernten Dorf Menz. Nachdem das Auto verschwunden war, waren alle für einen Augenblick sprachlos. Und dann, ganz plötzlich, begann man sich zu umarmen, zu lachen und viele rieben sich ganz ungeniert ihre Freudentränen ab. Der Karmapa war sehr verheißungsvoll zu seinem Zentrum zurückgekehrt.

Englische Originalversion: http://kagyuoffice.org/the-commonality-of-human-beings-17th-karmapa-visits-karma-tengyal-ling